Das zugleich verheißungsvolle aber auch beunruhigende Thema der Digitalisierung ist auch im Garten- und Landschaftsbau in aller Munde. Was bedeutet die Digitalisierung für den Garten- und Landschaftsbau und wie können Sie die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen voranbringen?
Die industrielle Entwicklung wird in vier Phasen eingeteilt, von der Erfindung der Dampfmaschine (Industrie 1.0), über die Fließbandproduktion (Industrie 2.0), die Mikroelektronik, z.B. Computer (Industrie 3.0) bis zum „Internet der Dinge“ bzw. der Vernetzung von Produkten und Prozessen (Industrie 4.0).
Der Begriff GaLaBau 4.0 steht daher eigentlich für die digitale Vernetzung von Prozessen im Garten- und Landschaftsbau. Dazu gehören sowohl die Vernetzung von Geräten und Maschinen untereinander und mit den Herstellern als auch die Vernetzung des gesamten Bauprozesses durch ein digitales Modell des Bauprojektes (BIM). In der Praxis wird GaLaBau 4.0 allerdings meist ganz allgemein mit „digitalen Prozessen“ gleichgesetzt.
Der Prozess der Digitalisierung ist im Garten- und Landschaftsbau bereits im Gange, seit vor etwa 30 Jahren die Angebotserstellung und Rechnungslegung von Hand und Schreibmaschine auf Computerprogramme umgestellt wurde. Der Garten- und Landschaftsbau war beim Thema Software-Einsatz im Vergleich zu anderen Handwerksbranchen fortschrittlich und zukunftsorientiert. Das zeigt die große Verbreitung von CAD- und Visualisierungsprogrammen, GPS- und Zeiterfassungssystemen sowie digitaler Bauakten. Nun gilt es, weiterhin Schritt zu halten, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn die Baubranche insgesamt liegt erheblich hinter anderen Branchen zurück.
Neue technische Möglichkeiten wie die zunehmend flächendeckende Verfügbarkeit schneller Internetverbindungen auf Mobilgeräten, Cloud-Lösungen und künstliche Intelligenz erweitern die Einsatzmöglichkeiten und Geschäftsvorteile digitaler Technologien enorm. In vielen Bereichen entstehen durch Innovationssprünge ganz neue Geschäftsmodelle, die die bestehenden Marktverhältnisse komplett durcheinanderbringen können.
In der ersten Phase werden Dokumente und Prozesse von einer analogen Form in eine digitale Form übertragen. Je nach Thema, Firmengröße und Arbeitsspektrum sind damit meist erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen verbunden. Diese führen allerdings nur kurz- und mittelfristig zu Marktvorteilen, weil diese Entwicklung, wenn sie einmal begonnen hat, schnell neue Standards setzt.
Erst in der zweiten Phase schlummern die großen Potenziale, denn die neuen Technologien werden dazu führen, dass Arbeit auf eine ganz neue und andere Art organisiert werden kann. Die dadurch möglichen Einsparungen und Marktvorteile werden den frühzeitig agierenden Unternehmen erhebliche finanzielle Potenziale erschließen.
Nicht jeder Digitalisierungsschritt ist für den Garten- und Landschaftsbau und für Ihr Unternehmen sinnvoll. Wichtige Kernkompetenzen, wie Kreativität, Kommunikation und Menschenführung werden weiterhin einen großen Teil zum Erfolg Ihres Unternehmens beitragen.
Aber es wird auch einige grundlegende Veränderungen geben, die uns alle betreffen, so wie vor einigen Jahren die Mobiltelefonie oder die Nutzung des Internets.
Nicht nur allgemeine Informationen werden immer und überall verfügbar sein, sondern auch unsere geschäftlichen digitalen Daten und Dokumente. Der universelle Zugriff wird für uns so selbstverständlich werden, wie heute der Griff zum Smartphone oder der Gang ins Internet. Darüber hinaus werden Geschäftspartner und Behörden Erwartungen haben und Standards setzen, die wir erfüllen müssen, wenn wir weiterhin erfolgreich sein wollen.
Die Digitalisierung von Daten und Dokumenten ist der erste logische, auch für kleine Unternehmen machbare Schritt der Digitalisierung. Alle anderen Möglichkeiten bauen darauf auf und können individuell nach Kosten und Nutzen bewertet werden.
So können Sie eine Strategie für Ihr Unternehmen entwickeln:
Sorgen Sie dafür, dass alle Dokumente eingescannt und digital aufbewahrt werden. Natürlich wird es weiterhin Arbeitsausdrucke für verschiedene Zwecke geben. Diese können Sie entsorgen, sobald sie nicht mehr benötigt werden.
Vorteil: Freuen Sie sich auf einen aufgeräumten Schreibtisch, schnelleren Zugriff auf erforderliche Unterlagen und erheblichen Raumgewinn durch die Einsparung von Aktenschränken. Außerdem können mehrere Mitarbeiter gleichzeitig auf ein Dokument zugreifen und manche Bearbeitungsverzögerung gehört der Vergangenheit an.
Beispiel: Telefonisch eingehende Anfragen zu Angeboten und Rechnungen können meist direkt beantwortet werden, da diese digital abrufbar sind und nicht erst in Ordnern gesucht werden müssen.
Anforderungen: Prüfen Sie, ob Ihr IT-System auf größere Datenmengen ausgelegt und zuverlässig gegen Stromausfall abgesichert ist. Auch die Datensicherung muss einwandfrei funktionieren. Sie benötigen eine digitale Bauakte zur Verwaltung und Organisation der Dokumente. Wenn Sie die eingescannten Papierdokumente entsorgen wollen, müssen Sie die GoBD für digitale Dokumente einhalten.
Sorgen Sie dafür, dass auch von außerhalb des Büros zu jeder Zeit auf Dokumente und Informationen zugegriffen werden kann.
Vorteil: Sie und Ihre Mitarbeiter können auch auf der Baustelle Rückfragen sofort beantworten und Entscheidungen sofort treffen. Sie sparen Fahrt- und Arbeitszeiten ein, können noch besser vom Homeoffice aus arbeiten und Wartezeiten besser nutzen.
Beispiel: Eine Nachfrage zum Angebot oder zur Rechnung kann über eine digitale Bauakte sofort auf der Baustelle geklärt werden.
Anforderungen: Sie benötigen Mobilgeräte mit schnellem Internetzugang und technische Lösungen für den Fernzugriff, z.B. Apps oder Remotezugriffe.
Übertragen Sie papiergebundene Arbeitsabläufe in eine digitale Form. Analysieren Sie den Postausgang: Welche Briefe, Angebote und Rechnungen könnten auch elektronisch versandt werden? Welche internen Abläufe, z.B. die Freigabe und Buchung von Rechnungen, könnten auch elektronisch, z.B. per E-Mail ablaufen?
Vorteil: Sie sparen Zeit und Geld für Papierausdrucke und Porto. Die internen Umlaufzeiten werden erheblich kürzer.
Beispiel: Ab einer bestimmten Anzahl von monatlichen Rechnungen spart eine DATEV-Schnittstelle zur Übertragung von Buchungen aus dem Rechnungsprogramm in die Buchhaltung sowohl interne Kosten als auch Kosten für den Steuerberater.
Anforderungen: Viele Änderungen können mit vorhandenen Mitteln umgesetzt werden. Softwarelösungen mit entsprechenden Funktionen, z.B. eine digitale Bauakte mit Wiedervorlagefunktionen, schaffen noch mehr Möglichkeiten und Zeiteinsparungspotenzial. Für einige Themen sind spezielle Softwarelösungen erforderlich.
Auch die Summe kleiner Innovationen kann Ihr Unternehmen deutlich voranbringen. Denken Sie bei der Digitalisierung von Prozessen über neue Arbeitsweisen und die Neuorganisation von Prozessen nach. Gibt es Arbeitsschritte, die Sie zusammenfassen oder ganz weglassen können? Gibt es neue Möglichkeiten, die Ihnen mit wenig Zusatzaufwand Marktvorteile verschaffen? Gibt es neue Leistungen, die Sie zusätzlich verkaufen können?
Vorteil: Hier ist Ihre Zeit gut investiert, denn wenn Sie Erfolg haben, werden Sie mit überproportionalen Zeiteinsparungen und Marktvorteilen belohnt. Für Sie, Ihre Kunden und Geschäftspartner kann ein zusätzlicher Nutzen entstehen, den es zuvor noch nicht gab.
Beispiel: Eine Software für Onlineberatungen ist kostengünstig und leicht zu bedienen. Alles, was Sie an Ihrem Bildschirm sehen, können Sie auch Ihrem Kunden zeigen. Damit können Sie die meisten Folgetermine mit Ihren Privatkunden zeitsparend vom Büro aus erledigen.
Anforderungen: Sie brauchen viel Kreativität und die Bereitschaft, eingefahrene Denkweisen und Verfahren aufzugeben. Die Umsetzung grundlegender Veränderungen erfordert Mut und eine gute Kommunikation mit Ihren Mitarbeitern.
Die Digitalisierung führt dazu, dass immer mehr Daten für Auswertungen und Analysen zur Verfügung stehen. Viele Entscheidungen müssen nicht mehr „aus dem Bauch heraus“ getroffen werden, sondern können mit zuverlässigen Informationen begründet werden.
Vorteil: Die Vor- und Nachteile verschiedener Alternativen sind genauer bekannt. Das hilft nicht nur bei der Entscheidung selbst, sondern auch bei der Umsetzung, denn Vorteile können besser genutzt und Nachteile gezielter ausgeglichen werden. Eine nachträgliche Bewertung von Maßnahmen oder der Vergleich verschiedener Verfahren ermöglicht eine ständige Optimierung von Prozessen und Arbeitsweisen.
Beispiel: Wenn Sie Newsletter an Ihre Kunden versenden und dafür eine spezielle E-Mail-Software verwenden, können Sie auswerten, welche Artikel von Ihren Kunden bevorzugt gelesen werden. So können Sie sich bei der Erstellung der Newsletter auf die für die Leser interessanten Themen konzentrieren. Dabei kann man manche Überraschung erleben, denn als Fachmann fällt es oft schwer, die Probleme und Bedürfnisse der Kunden richtig einzuschätzen.
Mit einer GPS-Ortung und mobiler Zeiterfassung für Ihre Maschinen und Geräte erhalten Sie genaue Daten über Fahrt- und Einsatzzeiten und können Investitionsentscheidungen auf zuverlässiger Grundlage treffen.
Anforderungen: „Bauch“-Entscheidungen gehen schnell, stichhaltige Analysen erfordern Zeit und Sorgfalt. Und Sie müssen dazu bereit sein, auch unangenehme Ergebnisse zu akzeptieren. Nicht immer wird der gefühlte Erfolg Ihres Lieblingsprojektes durch Ihre Auswertungen bestätigt.
Das „Internet der Dinge“ ermöglicht die Vernetzung moderner Geräte untereinander und mit den Herstellern. Zum Beispiel kann der Bedarf an Verbrauchsmaterial und Ersatzteilen frühzeitig angezeigt und automatisch bestellt werden. Dadurch werden Ausfallzeiten planbar und minimierbar.
Vorteil: Die Einsparung von Arbeitszeit hat durch den Fachkräftemangel eine besondere Bedeutung gewonnen. Mähroboter und Bewässerungsanlagen können Pflegekräfte ersetzen. Maschinensteuerungen sparen Zeit und erlauben präziseres Arbeiten.
Beispiel: Eine 1-Mann-Totalstation kostet bei einer Abschreibung über 8 Jahre etwa 120,- €/Monat mehr als ein normales Gerät, das von 2 Personen bedient werden muss. Je nach Ihren tatsächlichen Lohnkosten können Sie ab einer Anzahl von etwa 6 Vermessungsstunden im Monat die Mehrkosten einsparen und pro Jahr etwa 9 Produktivtage gewinnen.
Anforderungen: Sie benötigen ein höheres Investitionsbudget und mehr Zeit für die Neu- und Ersatzbeschaffung von Geräten. Informieren Sie sich regelmäßig über neue Technologien und fragen Sie auch bei Kollegen nach, die schon Erfahrung damit haben. Zur Einschätzung der Wirtschaftlichkeit benötigen Sie Daten über den Zeitbedarf verschiedener Tätigkeiten.
Zeit sparen, Platz sparen, mobil sein.
12 Schritte zur Digitalisierung für Ihr Unternehmen. Was können Sie damit erreichen? Was müssen Sie dabei beachten?