bdla-Arbeitsgruppe "Junge Landschaftsarchitekten"

Franz Reschke, Inhaber des Büros Franz Reschke - Landschaftsarchitektur und Berliner Vertreter der bdla-Arbeitsgruppe „Junge Landschaftsarchitekten“, (c) Marc Leppin

Förderung bei Bürogründung und Berufseinstieg

Die bdla-Arbeitsgruppe "Junge Landschaftsarchitekten" wird medial immer präsenter. Wir möchten mehr über diesen Arbeitskreis erfahren. DATAflor Mitarbeiterin Heike Sachsenmaier hat sich dazu mit Herrn Reschke, Inhaber des Büros Franz Reschke - Landschaftsarchitektur und Berliner Vertreter der bdla-Arbeitsgruppe „Junge Landschaftsarchitekten“, verabredet. Sie trifft ihn in seinem Büro in Berlin Kreuzberg und ist beeindruckt. Nach 9 Jahren Selbständigkeit hat er mehr als 12 Mitarbeiter und erreicht bei Wettbewerben regelmäßig gute Platzierungen.
 

Herr Reschke, erzählen Sie uns etwas über die Arbeitsgruppe und deren Entstehung.

Vor einem Jahr haben wir uns in Berlin zum ersten Mal getroffen und die Arbeitsgruppe wieder ins Leben gerufen. Wir streben an, aus allen Bundesländern eine Vertreterin bzw. einen Vertreter zu haben. Diese können jeweils einbringen, wie es dort um die jungen Büros bestellt ist und sind gleichermaßen auch Anlaufstelle für junge Kollegen. Es freut uns besonders, wenn junge Bürogründer sich engagieren, z.B. drei Kollegen aus Niedersachsen, die sich bereits während des Studiums selbständig gemacht haben. Sie geben uns ein gutes Feedback darüber, was der Verband inhaltlich anbieten sollte, um jungen Landschaftsarchitekten weiterzuhelfen, bzw. den Start zu erleichtern. Grundsätzlich sind auch Nicht-Mitglieder herzlich eingeladen, in der Arbeitsgruppe mitzuwirken.

Junge Absolventen in die Selbständigkeit begleiten

Es ist unser erklärtes Ziel, jungen Absolventen auf dem Weg in die Selbständigkeit zu helfen und schon in jungen Jahren für die Mitarbeit im Verband zu begeistern. Wir wollen den Schritt in die Selbständigkeit fördern und diejenigen unterstützen, die sich getraut haben oder noch trauen wollen, damit sie am Markt eine Chance haben. Ein Nebeneffekt: ein junger Verband ist auch attraktiver für Absolventen.

Neue Kategorie "Junge Landschaftsarchitektur" beim Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis

Für den Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis haben wir eine neue Kategorie „Junge Landschaftsarchitektur“ eingerichtet, damit sich auch junge Büros mit kleineren Projekten einbringen können. Diese Auszeichnung wird dieses Jahr am 20. September 2019 in Berlin zum ersten Mal vergeben und geht an die beiden Büroinhaber Paul Giencke und Marco Mattelig von gm013 landschaftsarchitektur, für eines ihrer ersten Projekte. Leider gab es noch nicht so viele Einreichungen. Vermutlich braucht es ein paar Jahre, bis sich der Preis herumgesprochen hat.
 

Welche nächsten Schritte plant die Arbeitsgruppe?

Das letzte Treffen des Arbeitskreises war auf der BUGA in Heilbronn in Verbindung mit der Gartenamtsleiterkonferenz und der Präsidiumssitzung des bdla. In Zukunft sollen die Treffen halbjährlich stattfinden. Wir wollen für die Verbandszeitschrift umfassende Beiträge erarbeiten, das Thema "Junge Landschaftsarchitekten" im bdla präsenter machen. Auch um die Durchführung einer Ausstellung wollen wir uns Gedanken machen. 

Die Ausstellung "Frischgrün" soll wieder aufleben

Vor 10 Jahren gab es die Ausstellung „Frischgrün“, eine Ausstellung über junge Landschaftsarchitektur, die vom Berliner Landesverband durchgeführt wurde. Das möchten wir nun, nach etwa 10 Jahren wiederholen. Schön wäre, wenn die Ausstellung in einem größeren Kontext stehen könnte und z.B. auch die Denk- und Arbeitsweise zeigen und die Personen vorstellen würde.

Teilnahme am bdla Wirtschaftsforum in Kassel 2020

Auch beim bdla Wirtschaftsforum am 3. März 2020 in Kassel möchten wir dabei sein. Dort gibt es regelmäßig Gründerseminare und andere gründergerechte Angebote. Wir müssen sie vielleicht, nur in Teilen, noch passender für junge Büros zuschneiden.
 

Wie lange ist man ein „junges Büro“?

Wir haben in der ersten Sitzung nach einer Definition gesucht und orientieren uns nun (nicht bis zuletzt verbindlich) an der Architektenkammer: bis 7 Jahre nach Kammermitgliedschaft und bis zum Alter von 40 Jahren. Ausnahmen bestätigen die Regel.
 

Wie können Sie jungen Büros den Marktzugang erleichtern?

Wir möchten uns darum kümmern, dass in Veröffentlichungen und auf der Website des Verbandes, junge Büros präsenter werden. Auch über den bdla-Arbeitskreis Wettbewerbswesen können wir etwas erreichen. Dieser kann sich dafür einsetzen, dass Auslober für die Qualifizierung und Zulassung zu Wettbewerben nicht unnötig hohe Anforderungen an die Büros stellen. Dann können vermehrt junge Büros teilnehmen und ihre Leistung und ihre neuen Ideen unter Beweis stellen.
 

Was macht es jungen Büros so schwer, an einem Wettbewerb teilzunehmen?

Es gibt beispielsweise relativ hoch bemessene Anforderungen zum Jahresumsatz, zu Referenzprojekten und zur Anzahl der Mitarbeiter mit entsprechender Qualifikation. Teilweise werden drei Landschaftsarchitekten gefordert, obwohl dieses bei weitem nicht notwendig ist. Kleine Büros können das nicht immer leisten, sie müssen in eine Arbeitsgemeinschaft gehen, um die erforderlichen Referenzen nachweisen zu können, auch hinsichtlich der Größe der gebauten Projekte und des Jahresumsatzes.

In den Kammern auf faire Rahmenbedingungen hinwirken

Wir als Verband können über unsere Vertretung in den Kammern darauf hinwirken, dass faire Rahmenbedingungen geschaffen werden. Unser Arbeitskreis artikuliert die Probleme, die bestehen, und gibt Anregungen, wie die Situation verbessert werden könnte. Wir wollen die Diskussion in den Kammern stetig speisen. Der Weg ist sehr lang, selbst wenn sich nur eine Nuance ändern soll. Aber wenn man die Probleme nicht anspricht, passiert gar nichts.

(Kopie 1)

bdla-Arbeitsgruppe "Junge Landschaftsarchitekten" auf der BUGA in Heilbronn, (c) Ulrike Luz

Was kann der bdla noch für junge Büros tun?

Der Verband und insbesondere die Arbeitsgruppe kann den jungen Kollegen durch einen kollegialen und direkten Austausch helfen. Man muss sich die Frage stellen, ob wirklich alle zu Beginn ihrer Selbständigkeit das gleiche Lehrgeld zahlen sollen. Muss es sein, dass die ersten Projekte mit wenig Honorar oder schlechten Rahmenbedingungen durchlaufen werden? Dazu kommt, dass heute, in Zeiten des Baubooms, alles ziemlich schnell läuft, und die Bauherren wollen, dass alles reibungslos funktioniert. Man muss aufpassen, dass man als kleines Büro nicht unter die Räder kommt und sich dementsprechend sehr früh professionalisieren, dabei wollen wir versuchen zu helfen.

Verbandskontakte nutzen

Wenn man ein Büro gründet und führt, geht es oft um sehr nüchterne Themen wie Rechts- oder Vertragswesen, die nicht im Studium vorkommen. Wenn man dazu Fragen hat, kann man die Verbandskontakte nutzen, sich treffen und zusammensetzen. Das klappt in Berlin schon ganz gut. Das möchten wir anderen Gründern in den Landesgruppen und ggf. auch überregional ebenso anbieten.

Unterstützung bei der Mitarbeitersuche und Organisation der Zusammenarbeit

Auch junge Büros suchen Mitarbeiter und müssen sich gegenüber den alteingesessenen Büros behaupten. Die meisten Gründer fangen erst mal allein oder zu zweit an, aber sobald zu viel Arbeit auf dem Tisch liegt, wird es schwierig. Dazu wollen wir ein Weiterbildungsangebot liefern. Dabei soll es darum gehen, wie man eigentlich ein Büro und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen organisiert. Auch bei Fragen zu Arbeitsverträgen und zur Mitarbeiterrekrutierung wollen wir unterstützen. Das war auch eines der Ziele, die wir mit dem Preis „Junge Landschaftsarchitektur“ erreichen wollten: die Präsenz am Markt stärken, um junge Büros als Arbeitgeber attraktiver zu machen.
 

Warum gibt es immer weniger Bürogründungen in der Landschaftsarchitektur?

Zwischen 2000 und 2010 gab es trotz einer deutlich schwächeren Marktlage mehr Gründungen als zwischen 2010 und 2019 (wenn die eigene Recherche stimmt). Es gibt dafür meines Erachtens mehrere Gründe. Immer mehr Mitarbeiter bleiben auf Grund der "sicheren" Position über lange Jahre als Angestellte in den gegenwärtig florierenden Büros. Das ist gut nachvollziehbar, war jedoch vor zehn bis zwanzig Jahren anders. Mangels Jobangeboten haben sich damals viele früh selbstständig gemacht. Heute ist die Nachfrage groß. Ein weiterer Grund ist sicher auch, dass es immer weniger Absolventen gibt. Dabei fängt es schon mit der Frage an: Was studiere ich? Es wird in Zukunft sehr schwierig werden, die Absolventenzahlen zu halten. Der bdla-Arbeitskreis Nachwuchswesen arbeitet aktiv daran, das Berufsbild des Landschaftsarchitekten an Schulen und Universitäten positiv zu beeinflussen.
 

Das Berufsbild des Landschaftsarchitekten passt gut in die Zeit

Viele junge Menschen suchen einen Beruf, der ihrem Leben Sinn gibt und sie erfüllt. Das können wir bieten, damit können wir überzeugen, das ist das, was wir vermitteln wollen: Dass wir für die Fragen, die die Welt jeden Tag stellt, einen Beitrag leisten können. Es geht um die Zukunft der Städte und die Zukunft des ländlichen Raums. Zu diesen Themen können wir Lösungen finden. Wie geht es mit dem Klimawandel weiter? Wie soll die Zukunft aussehen? Auch diese Fragen können wir mitbeantworten, in Teams mit Stadtplanern, Architekten und Ingenieuren. Ich denke, dieses Berufsbild als Ganzes kann durchaus junge Menschen ansprechen
 

Wie steht es dann also um das Selbstverständnis der Landschaftsarchitekten?

Wir müssen schauen, dass wir unsere Kompetenzen herausarbeiten. Wir sind diejenigen, die komplexe Planungsaufgaben gesamtheitlich bearbeiten und lösen können. Und das gilt es ganz von Anfang an zu artikulieren.
 

Welche weiteren Wege in die Selbständigkeit sehen Sie, außer mit dem Laptop auf dem Schoß?

Ein Weg in die Selbständigkeit, der immer aktueller wird, ist die Übernahme eines bestehenden Büros. Das kann eine sehr gute Lösung sein. Man kann eine Menge Knowhow vom Vorbesitzer übernehmen, der ja auch ein Interesse daran hat, dass das Büro weiterhin erfolgreich läuft und angehäuftes Wissen nicht verloren geht. Der Nachwuchs bringt dafür frische Ideen mit. So könnten beide Seiten voneinander profitieren. Natürlich braucht es dafür Menschen, die so weit hinter diesem Beruf stehen wollen, dass sie ihn nicht nur als Angestellter ausüben wollen. Noch etwas grundlegender braucht es natürlich ebenso Menschen, die für die Profession Verantwortung übernehmen wollen und aktiv an deren Rahmenbedingungen mitarbeiten wollen. Es wäre schön, wenn wir diese Menschen finden würden.
 

Können die jungen Büros auch eine Konkurrenz darstellen?

Wir sind uns im Verband, denke ich, alle einig, dass wir junge Büros brauchen. Es ist nicht gut, wenn wir in fünf Jahren nur noch 30-50 Mann große Büros haben, die alle Ingenieursleistungen aus einer Hand anbieten. Ich bin dafür, dass es für die verschiedenen Bauaufgaben eine Vielfalt an Bürogrößen gibt. Effizienz kann nicht die einzige Maxime sein, Vielfalt ist in vielerlei Hinsicht wertvoll. Kleine Büros tragen bei zu Innovation und Baukultur.
 

Herzlichen Dank an Herrn Reschke für das spannende Gespräch. Unser Rat an junge Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten: Ein gutes Netzwerk ist eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg. Der bdla bietet dafür eine hervorragende Plattform.

Franz Reschke Landschafts-architektur

Der bdla engagiert sich, damit Sie erfolgreich arbeiten können.

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