Autor:
Für viele Software-Massenprodukte gilt: Die meisten Kunden nutzen maximal 20-30% des Leistungsumfangs ihrer Software und sind damit zufrieden und glücklich. Bei DATAflor hingegen gibt es eine Reihe von Ausnahmekunden: „Power-User“, die ihrer Software ein besonders hohes Maß an Qualität und Leistung abverlangen; die maßgeblich dazu beitragen, dass ein Programm immer besser und immer praxisorientierter arbeitet. Und bei denen die Softwareentwickler, wenn sie dem Power-User über die Schulter schauen, ganz aus dem Häuschen geraten und sagen: GENAU dafür haben wir diese Funktion (dieses Menü / dieses Modul…) entwickelt!
Ulrich Strecker (43) aus Rastatt ist so ein Power-User. Was macht den Bauingenieur zum DATAflor CAD Ausnahmekunden? Seine Freude an Innovation und neusten Technologien? Seine Geschwindigkeit, diese in sein Dienstleistungsportfolio einzubinden? Die beeindruckende Größe seiner Projekte? Die Virtuosität, mit der er das Digitale Geländemodell seiner CAD-Software verwendet und kombiniert? Alles in allem viele gute Gründe für mich, das innovative Ingenieurbüro und zwei seiner Großbaustellen zu besuchen.
Das Ingenieurbüro Strecker (IBS) in Rastatt ist ein überregional bekannter und hochgeschätzter Dienstleister für Abrechnung, Vermessung und Massenermittlung. Das Büro erstellt auch 3D-Modelle für die Maschinensteuerung sowie Visualisierungen von topographischen Geländeaufnahmen. IBS hat vor kurzem sein Leistungsportfolio um Aufmaße per Drohnenbefliegung erweitert. Kennenlernen durfte ich Ulrich Strecker auf dem DATAflor Aufmaßtag im März 2015 in Göttingen, dort hatte er einen spannenden Vortrag gehalten und dem Fachpublikum einen Blick auf seine Arbeitsweise beim Arbeiten mit CAD LANDXPERT gegönnt. Sehr beeindruckt hatte mich persönlich Streckers mathematische Kreativität, aber auch das Stichwort „Maschinensteuerung via CAD-Aufmaß“. Ich weiß, dass das funktioniert, ich weiß, wie das funktioniert, aber ich habe das noch nie gesehen und erlebt. Also lud ich mich kurzerhand noch während des Aufmaßtages zu Ulrich Strecker nach Rastatt ein.
Vor Ort hatte ich die glückliche Gelegenheit, mir zwei Großprojekte anzuschauen, bei denen das Ingenieurbüro Strecker die Bauleitung hat bzw. die vermessungstechnische Betreuung leistet. Besonders interessant für mich: wie werden die Daten aus unserem Digitalen Geländemodell in der Praxis für die Maschinensteuerung genutzt?
Zwischen den Ballungsräumen Karlsruhe und Heidelberg/Mannheim liegt die Stadt Östringen. In verkehrsgünstiger Lage an der badischen Weinstraße entsteht der Östringer Industriepark. Auf dem 46 Hektar großen Areal sollen Produktions-, Büro- und Lagerflächen für Gewerbe- und Industrieunternehmen entstehen. Für die ausführende Firma, Himmel Bau GmbH & Co. KG aus Rastatt, hat IBS Strecker hier die Bauleitung übernommen. Im Fokus liegt vor allem die Herstellung der Kanal- und Versorgungsleitungen. Insgesamt sind über 5 km lange Kanalrohrtrassen zu fertigen, dabei fallen über 9.000 m³ Grabenaushub an. IBS Strecker hat dafür die Daten der 2D-Planung als 3D-Linien für den Bagger mit Dual GPS aufbereitet und die Maschinensteuerung auf der Baustelle eingerichtet und betreut.
Im Rahmen des Ausbaus der Bahnstrecke Karlsruhe - Basel befindet sich das Tunnelbauprojekt Rastatt. Mit einer Gesamtlänge von 4720 Metern unterquert der Eisenbahntunnel das gesamte Stadtgebiet Rastatt. Der Baubeginn des Tunnels, der für den Fern- und Güterverkehr genutzt werden soll, war 2013 - die Inbetriebnahme ist für 2022 geplant. Zu den Erd- und Tiefbauarbeiten gehören vor allem das Herstellen von Baugruben, Schächten und Grundwasserwannen über und unter Wasser. Insgesamt ergibt sich ein Volumen von ca. 250.000 m³ Erdarbeiten bei einer Summe von ca. 10 Mio €. IBS Strecker wurde hier von der Firma Schleith GmbH aus Rheinfelden mit dem Aufmaß der Erd- und Tiefbauarbeiten sowie der Planumkontrolle über und unter Wasser mittels Tachymeter, GNSS Rover und Echolot beauftragt. Außerdem wurden Haldenaufmaße auch mittels Drohnenbefliegung durchgeführt und mit dem Digitalen Geländemodell von DATAflor CAD weiterverarbeitet und ausgewertet.
Auf beiden Großbaustellen sind Baufahrzeuge mit 3D-Maschinensteuerungssystemen ausgestattet und nutzen die CAD-Planungsdaten zur Herstellung der vorgegebenen Geländekontur. Dadurch entfallen viele sehr zeitaufwendige, manuelle Vermessungsarbeiten und Absteckungen zur Positionierung und der Ermittlung von Soll- und Ist Maßen. Insgesamt werden die Arbeitsabläufe um ein Vielfaches optimiert und beschleunigt. Aber wie genau funktioniert das und wie arbeitet so ein CAD-gesteuerter Bagger?
Zur Positionsbestimmung auf der Erde wird mit dem „globalen Navigationssatellitensystem“ (GNSS) gearbeitet. GNSS kann man sich am besten vorstellen als Bündelung bestehender und künftiger globaler Satellitensysteme. Um eine Position in Zentimetergenauigkeit zu erhalten, sind entsprechende Korrekturaten nötig.Diese werden entweder per Funk von einer lokalen Basisstation an die Maschine übermittelt oder kommen via Internet von einem Korrekturdatendienst. Bei größeren Bauprojekten und mehreren Maschinen empfiehlt sich eine fest eingemessene Basisstation mit GPS-Antennen. Mit handgeführten GNSS-Rovern werden parallel Aufmaße, Absteckungen und Höhenkanten durchgeführt. Mit solchen Handgerätesystemen wird eine hochgenaue Punktmessung erreicht. Über eine mitgeführte Kontrolleinheit werden die Messdaten der GNSS-Geräte erfasst und können zur weiteren Bearbeitung im Büro abgeliefert werden.
Die Aufmaßdaten lassen sich dann im CAD-System zu komplexen 3D-Geländemodellen verarbeiten und weiter modellieren. Die neuen Planungsdaten können nun wiederum zur Maschinensteuerung, zum Beispiel für einen entsprechend konfigurierten Bagger oder eine Raupe, auf der Baustelle verwendet werden. Aushub oder Abtrag, Planie oder Böschungsmodellierung, Gräben oder Dämme werden jetzt sehr präzise und bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit im Gelände hergestellt. Über einen kleinen Monitor in der Kabine der Baumaschine wird das Geländemodell geladen und dargestellt. Der Fahrer sieht die Position der Maschine im Gelände. Zusammen mit allen relevanten Planungsdaten kann er nun entlang einer Bauachse zentimetergenau arbeiten.
Soweit die Theorie. Und in der Praxis? Ich durfte es ausprobieren! In der Führerkabine des Baggers habe ich statt nur einer visuellen Referenz (die Baggerschaufel) nun zwei Bezugspunkte für meine Aufmerksamkeit: die echte Baggerschaufel draußen und die digitale Baggerschaufel auf dem Monitor. Draußen sehe ich, was ich tue, auf dem kleinen Monitor sehe ich, was genau ich tun muss und was ich schon geschafft habe. Schnell habe ich mich an die Steuerung gewöhnt und beginne, die digitalen CAD-Vorgaben analog abzuarbeiten. Sogar ich als Landschaftsbauer, der schon lange aus der Praxis heraus ist, erreiche nach kurzer Einarbeitungszeit eine erstaunliche Arbeitsgeschwindigkeit.
Nach einem spannenden Tag bei einem außergewöhnlichen CAD-Kunden beherrschen mich vor allem zwei Eindrücke: Stolz auf unsere Software, die nicht nur theoretisch, sondern messbar, fühlbar und erlebbar das Arbeiten leichter und vergnüglicher macht, und Stolz auf einen Kunden, der mit dieser Software mit einer Begeisterung und Effizienz arbeitet, dass es eine große Freude ist, ihn dabei zu erleben.
Autor:
Dozent und CAD-Experte bei DATAflor